Ich wurde an einem Sonntag im Mai nicht geboren, sondern fiel als Lesezeichen aus einem Märchenbuch. Nach meiner Verwandlung in einen Menschen änderte sich zwar einiges, eines aber blieb gleich: am liebsten halte ich mich in einer Geschichte auf, gleichgültig wo – auf dem Sofa, in der Bahn, im Flugzeug, am Strand… Alte Gewohnheiten lassen sich nicht so einfach abschütteln. Wie gerne würde ich in die Welt meiner Lieblingsgeschichten eintauchen und alles selbst erleben.

Auf einem aufgeschlagenen Märchenbuch liegt ein Lesezeichen, das die Erzählerin als lesende Jugendliche zeigt
Die Erzählerin als Lesezeichen im Märchenbuch
Mongolische Jurte in der Steppe
Mongolische Jurte

Eine der ersten Geschichten, an die ich mich erinnere ist die Geschichte von dem Häslein, das Schutz und Geborgenheit in einer Schneehöhle fand. Von da an faszinierten mich Häuser aus Schnee und ich glaubte fest, dass man nirgendwo sicherer und geborgener sein kann als in einem Iglu oder in einer Behausung, die die Form einer Halbkugel hat…










Waldweiher in dessen Wasseroberfläche sich die Bäume spiegeln
Ich wohne dort, wo Bäume und Berge verkehrt herum stehen.

Schon als Kind faszinierte mich die Sachensucherin und Wortfin­derin Pippi Langstrumpf. Noch heute liebe ich Wörter mit einem ungewöhnlichen Klang, wie „daselbst“ oder „gipsy“.
Aus der Sachensucherin wurde ein Trüffelschwein mit einem Ge­spür für das Einzigartige. Ich habe wunderschöne Dinge gefunden, wenn auch nicht immer in hohlen Bäumen.


Ein Drache mit aufgerissenem Maul, großen Augen, Löwenmähne, Vordertatzen und  Flügel des Künstlers Tamahara
Drache des Künstlers Tamahara

Michael Ende verband in seinen wunderbaren, fantasievollen Ge­schichten wie kein anderer die Symbolsprachen Europas und Asiens, indem er dem bedrohlichen Drachen des Westens „Frau Malzahn“ erlaubt, sich in China in den „Goldenen Drachen der Weisheit“ Asiens zu verwandeln.

Unvergessenen sind auch die Geschichten, die mich wie auf einem fliegenden Teppich weit weg in ferne Länder entführten, meine Reiselust anfachten und auflodern ließen und mich heute dazu antreiben, Märchen, Mythen und Geschichten aus aller Welt zu erzählen:

Das waren vor allem die Bücher von Fritz Mühlenweg: „Großer Tiger und Kompass-Berg“ und „Null Uhr fünf in Urumtschi“, die die Abenteuer eines chinesischen und eines deutschen Jungen in der Mongolei schildern. Sie weckten in mir eine unstillbare Sehnsucht nach diesem Land, den Traum, einmal dorthin zu reisen und die Mongolei zu Pferd zu erkunden. Nun bin ich zweimal dort gewesen und will mit meinen Erzählungen und Fotos alle anderen Menschen für die Mongolei und die Mongolen begeistern.

Die Erzählerin hoch zu Kamel in einer mongolischen Steppenlandschaft
Die Erzählerin hoch zu Kamel

Ich könnte endlos über wunderbare Geschichten erzählen, die mein Leben bereichert und mich zu der gemacht haben, die ich bin, eine Erzählerin von Märchen und Geschichten, selbst beschenkt und verzaubert von den Erzähler*innen aus aller Welt, denn eine gute Geschichte ist allemal vergnüglicher als die Wirklichkeit.