Bettina schräg von der Seie beim Erzählen

Einleitung

Die Stadt(ver)führungen waren und sind der Höhepunkt in meinem September, der dieses Jahr wegen der Vorbereitungen des Workshops für das Frauentreffen und die Vorweihnachtszeit außergewöhnlich reichhaltig war. 

Außerdem habe ich mich fleißig weitergebildet und Blogartikel geschrieben.

Die Märchenstunden

Die Stadt(ver)führungen

Dieses Jahr haben Heike Appold und ich nur vier Führungen (so heißen die Veranstaltungen bei den Stadt(ver)führungen) gemacht, zwei Grusel-Märchenspaziergänge an der Wöhrder Wiese und zwei Führungen im Turm.

An der Wöhrder Wiese

„Alles nur Einbildung“ und „Geister gibt es nicht – oder doch?“ Bei jeder Führung habe ich drei Märchen erzählt.

„Alles nur Einbildung“

In dem Märchen der Mansen „Die Birkennase“ geht der Großvater geht in den Wald um zu jagen. In seiner Jagdhütte trifft er auf zwei Waldgeister, die er so erschrecken kann, dass sie fliehen.

In dem Märchen „Der Tanz der Feen“ verführt der Feenkönig das schönste Mädchen von Irland an Samhaim mit ihm zu tanzen. Sie begleitet ihn in den Palast der Feen, der unter dem Hügel liegt, wird aber gewarnt zu essen und zu trinken, weil sie dann nie wieder nach Hause kommt. Mit der Hilfe eines Mannes und der schützenden Gundelrebe kann sie nach Hause entfliehen.

In dem bretonischen Märchen „Freundesdienst“ erscheint dem Bauern Jean-René Brélivet der Geist seines verstorbenen Freundes Francois Quenquis. Der muss, um für seine Sünden zu büßen, so lange auf einem bleistiftdünnen Ästchen sitzen, bis man daraus ein Werkzeug machen kann. Jean-René macht aus dem Ästchen den Griff eines Teigschabers und so ist sein Freund und Nachbar erlöst.

„Geister gibt es nicht – oder doch?“

In „Der überlistete Teufel“ verspricht der Teufel Handwerksburschen, die in einem Wirtshaus sitzen, essen, trinken und Karten spielen, die Rechnung für alle zu bezahlen, wenn er denjenigen bekommt, der als Letzter aus der Tür geht. Alle sind vor Schreck wie erstarrt, nur des glanne (kleine) Gerchle (Georg) hat einen Vorschlag. Der Fremde bezahlt, die Lichter werden gelöscht und dann geht einer nach dem anderen hinaus, wo der Vollmond am Himmel steht. Der Gerch geht als Letzter hinaus. Als der Teufel ihn packen will, zeigt er auf seinen Schatten und sagt: „Hinter mir kommt noch einer.“ Der Teufel greift nach dem Schatten und ehe er es sich versieht, ist Gerch zur Tür hinaus und der Teufel geht leer aus.

In dem Märchen „Die Brennnesselspinnerin“ will die junge Leibeigene Renelde den Holzhacker Gilbert heiraten, aber der Gutsherr Burchard, genannt der Wolf, beansprucht sie für sich. Er wird ihr erst dann erlauben zu heiraten, wenn sie zwei Hemden webt, ihr Hochzeitshemd und sein Totenhemd. Zuerst macht sie das Hochzeitshemd, aber Burchard gibt nicht nach. Dann macht sie sich an sein Totenhemd  und je weiter sie kommt, desto kränker wird Graf Burchard. Er versucht sie zu töten, aber das misslingt dreimal. Beim letzten Nadelstich an seinem Hemd stirbt er und Renelde kann heiraten.

In dem irischen Märchen „Siehst du meinen großen Kopf, meinen langen Hals und mein große, linkes Bein?“ legt sich ein Schneider gegen einen Extralohn mit einem Monster an, indem er um Mitternacht in einer Neumondnacht die neue Latzhose für den Schlossherrn von Sadell in der alten Kirche von Sadell näht. In der Kirche soll es spuken und tatsächlich schiebt sich ein Monter aus dem Fußboden während der Schneider näht. Er macht gerade den letzten Stich bevor sich das Monster vollständig aus dem Fußboden befreien kann. Um die Wette laufen sie zum Schloss. Der Schneider ist kleiner und flinker. Es gelingt ihm, durch das Schlosstor zu schlüpfen und es hinter sich zu schließen, bevor ihn das Monster einholen kann.

Im Turm

„Auf eine besseres Leben“ und „Wenn Wünsche in Erfüllung gehen“. Bei jeder Führung habe ich zwei Märchen erzählt.

„Auf ein besseres Leben“

Das Märchen der Jakuten, „Der Hirsch mit dem zwölfzackigen Geweih kannst du dir hier auf der Webseite anhören.

Das Märchen aus Österreich, „Die vier Federn“ erzählt von einem Jüngling, der auf seinem Pferd in die Welt hinaus reitet, um sein Glück zu machen. Am Abend liegt jeweils eine Feder am Wegesrand. Am ersten Abend eine grüne, am zweiten eine rote und am dritten Abend eine silberne Feder. Jedes Mal will der Jüngling absteigen und die Feder an seinen Hut stecken, aber das Pferd sagt: „Wenn du auf meinen Rat hören willst, nimmt diese Feder nicht vom Grund.“ Der Jüngling lässt die grüne und die rote Feder liegen, aber die silberne hebt er auf. Er kommt in eine Stadt, in der gerade der König gestorben. Die silberne Feder weist ihn als Nachhfolger aus. Er heiratet die Königstochter und wird König. Ein paar Tage später fragt er sein Pferd, was es mit den Federn auf sich hatte. Das Pferd antwortet: „Wenn du die grüne Feder aufgehoben hättest, hättest du eine Bauerntochter geheiratet und wärst Bauer geworden. Bei der roten Feder hättest du eine Grafentochter geheiratet und wärst ein Graf geworden.“ „Warum sollte ich die silberne Feder nicht aufheben? Ich bin doch König geworden“, entgegnet der Jüngling. „Wenn du die silberne Feder liegen gelassen hättest, dann hättest du am nächsten Abend eine goldene Feder gefunden und wärst Kaiser geworden.“

„Wenn Wünsche in Erfüllung gehen“

In dem Märchen aus Sri Lanka „Der halbe Mann und der Gott des Schicksals“ bittet der halbe Mannden Gott des Schicksals, der in einem abgelegenen Tal in einer Reisscheune lebt, ihm ein anderes, ein besseres Los zu geben. Das Schicksal ist verpackt in ein Bündel, so dass man von außen nicht sehen kann, was innen drin ist. Beim ersten Mal wählt der Gott des Schicksals ein anderes Bündel aus – aber es ist wieder ein halber Mann. Beim zweiten Mal darf der halbe Mann das Losbündel selbst auswählen – und es ist wieder ein halber Mann. Zuerst ist er verzweifelt, aber dann denkt er: ‚Ich kann den Gott des Schicksals nicht anklagen, denn ich habe mein Schicksal selbst gewählt und muss mich damit abfinden.‘ Nach diesem Gedanken war ihm sein Los, ein halber Mann zu sein, nur noch halb so schwer.

„Das hölzerne Mädchen“ ist ein Feenmärchen aus Afghanistan. Ein junger Prinz verliebt sich in das hölzerne Mädchen der Schreinersleute, das er vom Dach des Schlosses im Garten sitzen sieht und das er für ein Menschenmädchen hält. Er schickt seine Mutter auf Brautwerbung. Obwohl die Schreinersfrau versucht, den Irrtum richtig zu stellen, beharrt die Königin auf der Werbung und das hölzerne Mädchen heiratet den Prinzen, der sie mit einer Sänfte abholen lässt. Auf dem Weg zum Palast machen die Träger an einem Fluss halt, um sich ein wenig auszuruhen und zu schlafen. Eine Fee sieht das, wundert sich und nimmt den Platz des hölzernen Mädchens ein. Der Prinz ist begeistert von ihrer Schönheit und besucht seine beiden ersten Frauen nicht mehr. Diese besuchen die Fee in seiner Abwesenheit dreimal, um herauszufinden, weshalb der Prinz sie nicht mehr besucht. Das erste Mal schneidet sich die Fee, die den Neid und die Missgunst der Frauen spürt, die Nase ab, wirft ihren Fingerhut hinterher, der die Nase einfängt und setzt sie sich wieder ins Gesicht. Beim zweiten Mal brät sie Fische in siedendem Öl und wendet sie mit der bloßen Hand, ohne sich zu verletzen. Jedes Mal machen das die beiden Frauen mit katastrophalen Folgen zu Hause nach. Das dritte Mal steigt die Fee in den Ofen, bleibt 30 Minuten darin (und befiehlt ihrem Diener nicht zu öffnen, selbst wenn sie schreien sollte) und kommt unversehrt wieder heraus. Auch das machen die Frauen nach, aber von ihnen bleibt nur ein Häufchen Asche übrig. Der letzte Satz des Märchens lautet: „Die Fee aber lachte über die Dummheit der Menschen und blieb die einzige Frau des schönen und jungen Prinzen.“ 

Märchen im Frauenmuseum Fürth

Wenn du das afghanische Feenmärchen und viele andere Frauenmärchen live erleben möchtest, dann komme am 11.12.2025 nach Fürh ins Frauenmuseum. Reingard Fuchs, Heide Werner und ich erzählen im Rahmen der Ausstellung „Hört die Stimmen der Frauen“.
Nähere Informationen findest du im Terminkalender.

Sagen und Märchen zum Gespräch-online „Der Hexenkuss“

In dem spanischen Märchen verhext die Hexe den Kuss eines Mädchens ohne Falsch, so dass er dem oder der Geküssten den Tod bringt, weil sie sich weigert ihren Sohn zu küssen, den ein mächtiger Zauberer in eine Kröte verwandelt hat.

Das Mädchen flieht in den Wald und begegnet dort einer seltsamen Gestalt, die sie um einen Kuss bittet. Das lehnt sie ab. Aber dann denkt sie nach, dreht sich um, geht zurück, begegnet der Hexe und küsst sie. Darauf zerplatzen die Hexe und ihr Sohn. Das Mädchen kehrt zurück in den Wald, küsst die seltsame Gestalt, die sich daraufhin in einen Königssohn verwandelt, der auch von der Hexe verzaubert worden war und nur durch den Kuss eines Mädchens erlöst werden konnte. Das Mädchen kehrtr nach Hause zurück. Eine Woche lang gibt es eine große Küsserei in der ganzen Familie. Danach heiratet sie den Königssohn. Sie lebten glücklich miteinander und küssten sich jeden Tag mehr als einmal.

Vorbereitungen

Märchen im Frauenmuseum

Ich will zur Ausstellung „Hört die Stimmen der Frauen“, die das Leben der Frauen in Afghanistan zeit, ausschließlich afghanische Frauenmärchen erzählen. Wie ich angefangen habe, Märchen zu erzählen, hatten die Taliban gerade die Mädchen und Frauen unter die Burka gezwungen. Die Lebensbedingungen von Frauen in Afghanistan sind nach wie vor unerträglich. Ich habe mich gefragt, wie das in der Vergangenheit gewesen sein könnte, mich auf die Suche nach Frauenmärchen aus Afghanistan gemacht und viele, schöne Märchen gefunden. Auch zu meiner Prüfung als Märchenerzählerin habe ich ein afghanisches Märchen erzählt, nämlich „Die Fee aus dem Granatapfel“. Leider ist dieses Märchen viel zu lang für den Abend im Frauenmuseum. Deshalb habe ich neben dem afghanischen Feenmärchen noch zwei weitere, kürzere Märchen ausgewählt.

Märchen für den Adventskalender

Dieses Jahr haben Heike Appold, Reingard Fuchs, Heide Werner und ich für die MÄRCHENERZÄHLEREI einen Adventskalender mit vier Hörmärchen gestaltet. An jedem Adventswochenende wird eines verschickt. Ich habe mir ein Märchen aus Russland ausgewählt. Wenn du auch einen märchenhaften Advent erleben willst, dann kannst du dir hier den Adventskalender für 0 Euro bestellen.

Vier brennende rote Stumpenkerzen in einer Reihe

Fortbildung

Quality Trainer

Im Rahmen unseres Onlinekurses zum Quality Trainer haben wir Daniela Reuters Keynote beim Founder Summit analysiert. Das war sehr spannend und aufschlussreich für mich.

Ein Learning zieht sich wie ein roter Faden durch diese Ausbildung: „Ich habe viel mehr Kenntnisse und Fähigkeiten als ich denke, bspw. aus meiner Tätigkeit als Märchenerzählerin. Es geht darum, diese Kenntnisse und Fähigkeiten flexibel einzusetzen und mit dem neuen Wissen zu kombinieren.

Speaking ist eine Werbemaßnahme für gewöhnliche Menschen wie mich. Alle anderen bezahlen viel Geld dafür, um dort auftreten zu dürfen. Nur Stars, wie Laura Malina Seiler und Christian Bischoff treten auf den den großen Bühnen und werden bezahlt.

Ich habe im Rahmen meiner Ausbildung selbst einen Vortrag gehalten und dabei das Thema „Erzählen“ für mich kurz und knackig strukturiert. Das Sichtbarkeitstraining wirkt! Ich war viel gelassener als beim ersten Mal.

The Content Society

Ich habe am Blogtoberfest teilgenommen und meine To-Want-Liste für das 4. Quartal 2025 geschrieben.

Darauf freue ich mich im Oktober:

Ich freue mich auf das Frauentreffen der Turner-Syndrom-Vereinigung auf der Jugendburg Gemen. Ich werde einen Workshop zum Thema „Selbstbestimmt leben in jedem Alter“ halten und bin schon sehr gespannt darauf. 

Jugendburg Gemen, eine Wasserburg bei Tag  mit Brücke über den Graben

Jugendburg Gemen