Drei Kinderfiguren sitzen auf dem Snack-Automaten der Jugendherberge

Einleitung

Seit Jahren war dieser März der erste Monat ohne eine einzige öffentliche Märchenveranstaltung! Auch habe ich dieses Jahr nicht am Weltgeschichtentag am 20. März teilgenommen, weil das der Donnerstag vor dem Weibertreffen war.

Am Weibertreffen haben die Märchen gut zu dem Thema des Jahres 2025 „Deep Water“, gepasst.

Dieses Jahr waren es 21 Mädchen beim Weibertreffen! 21! Das ist ein Rekord! So viele Mädchen waren es noch nie. Ich war begeistert und aufgeregt.

Seit letztem Jahr holt die Jugendfürsprecherin der Turner-Syndrom-Vereinigung, Anna-Lena Pauers, die Mädchen vom Bahnhof ab und bringt sie nach dem Weibertreffen wieder dort hin. Für mich ist das ein ganz neues Weibertreffengefühl.

In den Anfangsjahren kam ich manchmal so knapp in Mainz an, dass ich Elke Müller-Seelig, meiner Ko-Referentin und Mentorin, meinen Koffer vor die Füße geknallt habe und gleich losgefahren bin, um die Mädchen vom Bahnhof abzuholen. Abendessen wurde manchmal eindeutig überschätzt!

Von den Eltern habe ich nicht viel gesehen und gehört. Das war schade! Nun habe auch ich Zeit, mich mit den Eltern der Mädchen zu unterhalten und sie besser kennenzulernen.

Wegen der Umgestaltung der Jugendherberge sitzen wir nicht mehr gut sichtbar an einem Tisch in der Halle, sondern versteckt hinter diesem Pferdekopf!

Plastikskulptur eines orangefarbenen Pferdekopfs

„Oh Falada, da du hangest!“

Unser Thema dieses Jahr war:

„Träum mal drüber und lass dich inspirieren!“

Das war ein Thema, wie geschaffen für Märchen. Natürlich habe ich ein Märchen darüber erzählt, wie der Traumfänger entstand. Ich habe mich für eine Legende der Azteken entschieden, weil hier das Kind einer jungen Frau, die später zur Ahnfrau wurde, schlecht geträumt hat. Die Spinnenfrau wusste Rat und erklärte, wie so ein Traumfänger gebaut und was in das Netz hineingewebt werden muss, um die schlechten Träume einzufangen, bevor sie die Schlafenden erreichen und quälen können.

In meiner Vorstellung war das Kind der Ahnfrau ein Mädchen und damit waren die Heldinnen des Märchen bestens als Identifikationsfiguren für die Mäddchen des Weibertreffens geeignet.

Manchmal aber kommen Menschen gar nicht dazu, sich ihr Leben zu erträumen, denn andere Menschen haben schon einen Plan für ihre Zukunft.

So ergeht es auch dem Mädchen „Gebogener Pfeil“. Ihr Volk leidet unter einer schweren Krankheit, die alte und junge Menschen gleichermaßen tötet. Gebogener Pfeil flieht, weil sie den alten Häuptling Ohne Herz heiraten soll, um die Krankheitsgeister in ihrem Dorf zu vertreiben. Auf ihrer Flucht über den Niagara-Fluss wird sie in die Höhle des Wassergeistes Wolken-und-Regen gezogen. Mit seiner Hilfe lernt sie, wie sie die Krankheit in ihrem Dorf heilen kann. Sie erfährt, dass die Krankheit von einer Schlange kommt, die das Trinkwasser vergiftet. Nach dem Tod des Häuptlings kehrt sie nach Hause zurück. Sie kann die Kranken heilen und die Menschen in ihrem Dorf nach ein paar Monaten davon überzeugen, dorthin zu ziehen, wo das Wasser sauber ist.

Wer weiß, ob sie nun das Leben ihrer Träume führt, aber sie hat sich selbst dafür entschieden!

Nomtaimet – Tanzverrückt (Wintu)
Nomtaimet lebt mit ihrem Volk an dem Fluss, den die Weißen Sacramento nennen. Sie leben so, wie schon ihre Vorfahren vor ihnen gelebt haben. Zur Zeit ihrer ersten Menstruation zieht sich Nomtaimet in eine Hütte zurück, wo sie alleine lebt. Ihre Mutter und ihre Großmutter lehren sie alles, was sie als zukünftige Ehefrau wissen muss.
Bei ihrer Rückkehr veranstaltet ihr Vater ein 10tägiges Tanzfest mit vielen Gästen. Als die 10 Tage vorüber sind, tanzen Nomtaimet und ihr Volk aus dem Dorf bis an die Ostküste und kehren erst nach einem Jahr wieder in ihr Dorf zurück. Das Fest ist nun vorüber und Nomtaimet eine Frau.
Der Schluss des Märchens ist deprimierend: Nontaimet lebt von nun an so, wie es sie ihre Mutter und ihre Großmutter gelehrt haben.
Das glaube ich nicht!
Ich glaube, dass Nomtaimet und ihr Volk niemals vergessen haben, was sie in dem einen Jahr erlebt haben, als sie tanzend der Welt begegneten und dass diese Erfahrungen ihr Leben für immer verändert haben.

Sie haben einmal in ihrem Leben eine ekstatische Erfahrung gemacht.

Traumfänger mit bunten Federn

Traumfänger

Quality Trainer

„Ich bin zum Seminare geben gekommen wie die Jungfrau zum Kind“, sage ich gern.

Damals, vor dem ersten Weibertreffen 2003 (oder so) sprach die Referentin Elke Müller-Seelig: „Du fährst natürlich mit.“ – „Ja, ich komme gerne mit und helfe dir bei der Organisation.“ – „Nein, nein, du kommst als Referentin mit.“ – „Echt jetzt, ich?“ – „Ja, natürlich!“

So einfach kann’s gehn. Naja, ganz so einfach war es nicht, weil ich immer das Gefühl hatte, nicht gut genug zu sein und mehr liefern zu müssen als ein paar passende Märchen.

Elke hätte das vollkommen gereicht, aber ich hatte höhere Ansprüche an mich. Ich beobachtete Elke (und die anderen Referentinnen bei den Frauentreffen) ganz genau: Ich schrieb mir den Ablauf auf, wie stellten die Referentinnen den Teilnehmerinnen Fragen, wie führten sie einen Dialog…

Selbstverständlich habe ich ganz viele Bücher und Onlinekurse zu den Themen Gewaltfreie Kommunikation, The Work, Narrative Therapie und vieles mehr gelesen.

So habe ich wirklich viel gelernt, aber… Als Tochter einer Lehrerin glaube ich an strukturierte Ausbildungen mit Zertifikat. Mein Ziel ist es, die Workshops, die ich in der Turner-Syndrom Vereinigung anbiete, auch anderen Frauen anzubieten, denn ich glaube inzwischen nicht mehr, dass unsere Themen so speziell, bzw. so selten sind, dass sie andere Frauen gar nicht betreffen.

Deshalb habe ich mich dafür entschieden, den Quality Trainer in Daniela Reuters Workshop Akademy zu machen.

Drei Dinge finde ich gerade besonders spannend:

  1. Es macht unglaublich viel Spaß im Online-Meeting gemeinsam die verschiedenen Gegenstände der Goodie-Bag auszupacken.
  2. Ich bin der KI wieder ein Stück näher gekommen.
  3. Es tut mir so gut zu erkennen: „Ich bin nicht die Einzige, die…“ beispielsweise mit ätherischen Ölen arbeitet. Das fühlt sich wie eine Erlaubnis an und gibt mir Sicherheit.

Darauf freue ich mich im Monat April:

Das Jubiläum bei Märchen im Turm