Einleitung
2024 habe ich mir vorgenommen, als Märchenerzählerin und Leiterin von Workshops erfolgreicher zu werden. Anfang 2025 habe ich mir die Frage gestellt, was muss ich ändern, um meine Ziele zu erreichen?
Im Lauf des Jahres ist mir bewusst geworden, dass ich viel Zeit damit verbringe, Dinge für andere zu tun, die mich in meinem Geschäft behindern, weil sie sehr viel Zeit kosten, ohne Geld einzubringen. Da ist zum Einen mein freiwilliges Engagement, aber auch eine wenig effiziente Auswahl der Märchen, die ich erarbeiten will. Und nicht zu vergessen meine Angst vor Sichtbarkeit, die mir immer wieder ein Bein stellt. Manchmal mache ich mir selbst das Leben schwer.
Ich fokussiere mich mehr auf mein Geschäft als auf mein freiwilliges Engagement
Es gibt zwei Vereine in denen ich mich engagiere, die Turner-Syndrom-Vereinigung Deutschland e.V. und die Märchenerzählerei.
Die Turner-Syndrom-Vereinigung Deutschland e.V.
Ich engagiere mich seit Jahren in der Turner-Syndrom Vereinigung Deutschland e.V. Sie ist mir nach wie vor wichtig, wie du im Monatsrückblick Mai 2025 lesen kannst. Je ernster ich mich als Freiberuflerin nehme, je größer mein Bedürfnis ist, als Märchenerzählerin sichtbar zu werden, desto mehr Zeit und Aufmerksamkeit widme ich meiner Arbeit. Ich merke, wie sich mein Fokus und auch die Arbeitszeit in Richtung Geschäft verschieben.
Ganz wichtig ist mir, im Januar 2026 die Jahresplanung für mein Geschäft zu machen. Das hat 2024 und 2025 nicht funktioniert, weil ich in der zweiten Januarwoche nicht alle Dateien, die ich für die Einladung zum Jahrestreffen der Turner-Syndrom-Vereinigung an Geschäftsstelle senden muss, termingerecht erhalten habe. Das Orgateam hat termingerecht geliefert. Aber Nicole, eine der Unterstützerinnen des Vorstands, deren Aufgabe es ist, die medizinischen Referent:innen einzuladen, hat jeweils eine Woche länger gebraucht als vereinbart. Ich habe also meine ersten beiden Januarwochen damit verbracht, Nicole hinterherzutelefonieren, um die Informationen zu bekommen. Die Folge für mein Geschäft war, dass mein Jahr schlecht geplant war.
2026 werde ich das nicht mehr zulassen. Deshalb habe ich schon im September 2025 zu Nicole Kontakt aufgenommen, um im Januar meine Aufgaben für mein Geschäft und für meinen Verein termingerecht erledigen zu können.
Außerdem habe ich ein neues Motto: „Was bis zum vereinbarten Termin nicht da ist, kommt nicht ins Programm.“
Ich achte bei Aufgaben für die Märchenerzählerei darauf, innerhalb meiner Möglichkeiten zu bleiben
Viele meiner Auftritte als Märchenerzählerin finden im Rahmen von Veranstaltungen der Märchenerzählerei statt, wie bspw. die Erzählreihe „Märchen im Turm“. Inzwischen sind wir alle älter geworden und haben das gerade 2025 so richtig zu spüren bekommen. Zwei sehr engagierte Erzählerinnen sind krankheitsbedingt monatelang ausgefallen, eine andere, ausgerechnet die jüngste Erzählerin (ja, auch mit 52 Jahren kann man ein Küken sein!) ist weggezogen und wird sich nicht mehr in der Märchenerzählerei engagieren. Früher hätte ich alle anfallenden Aufgaben, die ich machen kann, selbstverständlich übernommen. Nun weiß ich, dass ich meine Arbeitszeit nicht nach Belieben duplizieren kann und mache nur noch das, was ich gut machen kann, nämlich den Flyer für „Märchen im Turm“.
Ich wurschtle mich nicht mehr alleine durch, sondern suche mir kompetente Unterstützung
2024 habe ich erkannt, dass es mir wirklich wichtig ist, gute Workshops auch außerhalb der Turner-Syndrom-Vereinigung halten zu können. Ich habe das Workshopgeben im „Learning by Doing“-Verfahren gelernt. Ich habe viel über den Aufbau, den Ablauf und die verschiedenen Methoden bei den Referentinnen der Frauentreffen gelernt. Und doch habe ich mich damit längerfristig nicht wohl gefühlt. Ich hatte Angst mich auf Dauer zu wiederholen und war immer wieder an denselben Stellen unsicher. Das wollte ich ändern. Deshalb mache ich dieses Jahr den Quality Trainer bei Daniela Reuter in der Workshop Academy. Interessant dabei ist, dass ich Vieles aus dem Studium der Sozialpädagogik oder von den anderen Referentinnen schon kenne, anderes dagegen vollkommen neu ist. Ich fühle mich nun viel sicherer und war sowohl bei der Vorbereitung aus auch bei der Durchführung meines Workshops „Selbstbestimmt leben in jedem Alter“ viel gelassener und sicherer. Ich weiß nun genauer, was meine Themen sind und wie ich sie gut aufbereiten kann.
Seit Juli 2025 bin ich Teil der Content Society bei Judith Peters. Es ist richtig aufregend und macht Spaß zusammen mit den anderen zu bloggen. Judith Peters gibt viel Content gratis heraus, aber ich habe gemerkt, dass ich eine Struktur brauche: Wie baue ich meinen Blog gut auf? Was für eine Reihenfolge beim Aufbau einer Webseite ist sinnvoll? Außerdem habe ich endlich meinen Claim erarbeitet. Das war nur möglich durch die Meetings von TCS plus, ein Angebot für alle, die mehr als 52 Blogartikel haben. Die Anleitung für den Claim alleine war für mich nicht ausreichend, ich brauchte den direkten Kontakt zu Judith und zur Gruppe.
Ich habe mich von dem Glaubenssatz „Ich darf nicht sichtbar sein“ gelöst
Kaum war ich in die Content Society mit dem Ziel meine Online-Sichtbarkeit zu erhöhen, eingetreten, merkte ich, dass es mir bei der Vorstellung sichtbar zu sein, kalt den Rücken herunterlief.
Da kam das Angebot von Gabi Ahrend-Knauber, bei ihr als Testerin ein Sichtbarkeitstraining zu machen, gerade recht. Sie arbeitet mit der PEP-Methode. Das kam mir am Anfang sehr esoterich vor, denn von außen betrachtet, wirkt diese Methode eher schlicht: Man klopft in einem vorgegebenen Ablauf gegen bestimmte Körperstellen und zum Schluss wird die Haut an der Brust im Uhrzeigersinn im Kreis bewegt und das war’s dann mit einem Jahrzehnte währenden Problem. Konnte es wirklich so einfach sein? Ja, für mich war es das aus zwei Gründen: Die Hintergründe der Methode sind viel komplexer als die Methode nach außen wirkt. Außerdem wird sie inzwischen wissenschaftlich erforscht. Die Grundannahme ist: Wie jeder weiß bestehen Gefühle zu einem großen Teil aus Körperwahrnehmungen. Wieso sollte es nicht möglich sein, den Körper bei der Auflösung dysfunktionaler Emotionen mit einzubeziehen? Außerdem hat mich Gabi kompetent mit Einfühlungsvermögen und Humor durch den Prozess geführt und richtig gute Reflexionsfragen gestellt.
Viele Probleme sind von mir abgefallen. Viele Ängste haben sich aufgelöst. Das tut so gut und gibt einen richtigen Energieschub! Zum ersten Mal in meinem Leben sitze von alleine aufrecht auf einem Stuhl.
Ich lerne keine Märchen mehr, die ich nur einmal verwenden kann
Am Anfang meiner Tätigkeit als Märchenerzählerin habe ich jedes Jahr mindestens 10 neue Märchen gelernt, manchmal auch mehr und das mit Freude. Es war mir auch gleichgültig, wie oft ich das Märchen nach dem ersten Erzählanlass noch erzählen konnte. Neugierig habe ich die Welt der Märchen erkundet. Heute weiß ich: Selbst wenn ich 300 Jahre alt würde, könnte ich niemals alle Märchen erzählen, die mir gefallen. Es hat ein wenig gedauert, bis ich das begriffen hatte. Und auch etwas Anderes musste ich erkennen: Ich kann nicht alle Märchen gleich gut im Gedächtnis behalten. Deshalb ist es mir lieber, ein Repertoire von Märchen zu haben, die ich mit wenig Vorbereitung gut erzählen kann. Natürlich erarbeite ich mir jedes Jahr neue Märchen, denn es ist langweilig, immer im selben Saft zu kochen. Und da draußen warten noch so viele, schöne Märchen auf ihre Entdeckung!
Trotzdem schaue ich inzwischen genau hin, bevor ich ein neues Märchen erarbeite. Ich frage mich: „Welche Themen stecken in dem Märchen? Was für Erzählanlässe könnte es für dieses Märchen geben? Wer könnte sich für dieses Märchen interessieren? Kann ich es in einen Workshop einbauen?“
Ein Märchen zu erarbeiten ist eine aufwändige Sache. Das fängt mit den Sachfragen an: Alte Währungen, Gewichte oder Längenmaße müssen recherchiert werden. Bei Märchen außerhalb Europas ist es wichtig, den kulturellen Hintergrund zu kennen, um sie gut erzählen zu können. Manchmal hat das Märchen einen Gedankensprung, ein anderes Mal stolpert meine Zunge über eine Formulierung. Das alles passe ich an, wenn ich ein Märchen erarbeite. Erst dann lerne ich das Märchen Bild für Bild (andere würden sagen „Szene für Szene“). Mir ist es nicht wichtig, ein Märchen Wort für Wort auswendig zu erzählen, sondern die Stimmung rüberzubringen.
Diese Arbeit mache ich mir nur noch, wenn ich ein Märchen mehrfach verwenden kann. Märchen haben die wundersame Eigenschaft durch mehrfaches Erzählen immer schöner zu werden und nach und nach ihre Geheimnisse zu verraten.
Bei kurzen Märchen, die maximal fünf Minuten dauern, bin ich nicht ganz so streng, weil das Erarbeiten nicht so lange dauert.
Ich achte nicht mehr auf das, was andere über mich denken
Immer wieder ist es mir schwer gefallen, zuzugeben, dass ich in meiner Mobilität eingeschränkt bin und dass ich ohne Knieschmerzen nicht länger als 30 Minuten am Stück stehen kann. Besonders gut in Erinnerung ist mir eine Situation aus dem Jahr 2023: Bei der Gala des Märchenkongresses in Würzburg trafen sich nach dem Programm noch einige Nachtgiecher im Foyer, darunter auch ich. Wir standen um einen Tisch herum, Stühle gab es keine. Eine Treppe fürhrte vom Foyer in den ersten Stock. Ich habe mich lieber hin und wieder mit Tränen des Schmerzen und der Frustration auf diese Treppe gesetzt, als zuzugeben, dass ich einfach nicht länger entspannt mit den anderen um einen Tisch herumstehen kann. Ich bin gar nicht auf den Gedanken gekommen, bei den Betreibern der Lokalität nachzufragen, ob ich einen Stuhl ins Foyer stellen darf.
Hinterher habe ich mich sehr darüber geärgert, dass ich nicht besser für mich gesorgt habe. Ich fühlte mich wie eine Außenseiterin, die ich wahrscheinlich gar nicht war. Es war alles in meinem Kopf: „Was werden die anderen von mir denken, wenn ich mich auf einen Stuhl setze? Sie werden mich sicher für faul und bequem halten. Ausgerechnet die Dicke muss sich hinsetzen! Klar, dass die keine Lust mehr hat, herum zu stehen! Die Betreiber der Lokalität werden mich sicher für merkwürdig halten, wenn ich nachfrage und meine Bitte ablehnen.“
2025 habe ich das anders gemacht. Nach dem Weibertreffen in Mainz habe ich mir einen Stuhl aus dem Tagungsraum geholt, um ein längeres Gespräch mit einer Mutter führen zu können, die eines der Mädchen abholte.
Beim Märchenkongress in Bad Kreuznach im Juni 2025 habe ich gut auf mich geachtet und mich immer dann hingesetzt, wenn ich es gebraucht habe. Das Orgateam hatte sogar einen Shuttle-Service von einem Veranstaltungsort zum anderen für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, eingerichtet. Diesen Service habe ich gerne in Anspruch genommen. Das Leben darf auch leicht sein!
Fazit
Es ist mir all die Jahre vorher schwer gefallen mich und meine eigene Entwicklung im Leben und auch als Märchenerzählerin und Seminarleiterin wichtiger zu nehmen als mein freiwilliges Engagement, ob in der Turner-Syndrom-Vereinigung Deutschland e.V. oder für die Märchenerzählerei. 2025 hat sich das immer mehr verändert. Je größer meine Selbstsicherheit in der Rolle der sichtbaren Märchenerzählerin und Seminarleiterin wurde, desto mehr wurde mir bewusst, wie viel Arbeit dahinter steckt und wie wichtig es mir ist, die Zeit, die ich zur Verfügung habe, mit dieser Arbeit zu verbringen. Ich will vorankommen und meine Ziele erreichen. Außerdem erlaube ich mir nun, mir das Leben zu erleichtern.
Hallo Bettina,
sehr gute Vorsätze und Ziele!
Höre besser auf Deinen Körper und seine Bedürfnisse!
LG, Barbara