Ein brauner Waldweg im Herbst mit kleinen, bunten Blättern

Wie geht es dir, wenn  dich jemand zur Mittagszeit fröhlich „Mahlzeit!“ begrüßt?

Ich habe diesen Gruß noch nie gemocht und kann nicht einmal sagen weshalb. Heutzutage würde ich am liebsten antworten: „Wesen, ich gebiete dir Mahlzeit!“ 

Aber das versteht kein Mensch.

In der sechsbändigen Erzählung von Claudia Rath, die in Midland, einer mittelalterlichen Welt spielt, geraten die Heldinnen der Erzählung bei einem ihrer Abenteuer auf der Insel Fäärwll in den Wald der Göttinnen Tarbas (Sonne) und Nephtar (Nacht). Um sich darin frei bewegen zu können, müssen sie die Göttin des Waldes, M’alennian, aufsuchen und sie um Erlaubnis bitten.

Sie kommen nur bis in M’alennians Vorzimmer. Dort sitzt ein fadenscheiniges Wesen, eine Vorzimmerdame, die es aus unserer Realität nach Midland verschlagen hat. Sie fragt nach einem Termin, sagt, sie müssten vorher anrufen und was Sekretärinnen sonst so sagen.

Einer der Gefährtinnen, Edita, ist es schon einmal gelungen zu M’alennian vorzudringen: „Ich habe damals gesagt: ‚Jetzt wäre eine Mahlzeit recht.‘ Bei dem Wort Mahlzeit hat die Gestalt den Raum verlassen und ich konnte zu M’alennian gelangen.“

Eine andere Gefährtin, Ibak, wagt die Beschwörung: „Wesen, ich gebiete dir Mahlzeit!“

Der Zauber wirkt! Die Gestalt schaut auf ihr linkes Handgelenk und murmelt: „Mahlzeit, ist schon wieder Mahlzeit…?“ und verlässt das Zimmer.

Seitdem ich diese Geschichte gelesen habe, würde ich als Gruß zur Mittagszeit oft gerne sagen oder schreiben: „Wesen, ich gebiete dir Mahlzeit!“