Roter Faden auf weißem Tuch

Es gibt viele Redensarten und Sprüche, die sich auf das Handwerk beziehen. Manche sind veraltet, wie „Da musst du aufpassen wie ein Nürnberger Heftelesmacher“, aber andere sind noch heute in Gebrauch.

Da ist „der rote Faden“, der sich durch alles zieht, ein Märchen, eine Rede oder ein ganzes Leben.

Aber woher kommt er nun „der rote Faden“?

Am Anfang war der rote Faden Bestandteil der dicken Seile der Britischen Marine, die häufig gestohlen wurden. Als Diebstahlsicherung wurde ein roter Faden von Anfang bis Ende eingesponnen. Wenn einer versuchte, das Seil aufzudröseln, um den roten Faden zu entfernen, dann war das Seil nicht mehr zu gebrauchen. Der Dieb, der mit einem Seil der Britischen Marine erwischt wurde, hatte drakonische Strafen zu fürchten, die Verbannung oder die Todesstrafe.

Vom materiellen roten Faden zur Redensart

Wer hat den roten Faden aus dem Seil der Britischen Marine in die Literatur gebracht und damit zu einer Redensart gemacht?

Johann Wolfgang von Goethe! In den Wahlverwandtschaften beschrieb er zuerst die Funktion des roten Fadens bei den Seilen der Marine und verglich ihn mit dem „Faden der Neigung und Anhänglichkeit, der alles verbindet und das Ganze bezeichnet“ als sich wiederholendes Motiv in Ottilies Tagebuch (Teil 2, Kapitel 4).

Durch Goethe hat es „der rote Faden“ von der Britischen Marine in unseren alltäglichen Sprachgebrauch geschafft.

Die Nürnberger Heftelesmacher

Und wie war das mit den Nürnberger Heftelesmachern?
Bevor der Reißverschluss erfunden wurde, waren Frauenkleider mit vielen, kleinen Häkchen besetzt, die man Heftel nannte. Zu jedem Heftel gehörte eine kleine Öse. Der Handwerker, der diese Heftel herstellte, musste sehr gute Augen haben und bei der Herstellung gut aufpassen, weil sie sehr klein waren.