Lesen ist für mich wie atmen. Ohne lesen geht es nicht! Als Astrid Lindgren, die auch eine begeisterte Leserin war, sehr alt geworden war und so schlecht sah, dass sie nicht mehr lesen konnte, hatte sie mein ganzes Mitgefühl. Vor dieser Vorstellung graust es mir wirklich!
Als ich in Nürnberg aufs Gymnasium ging, fuhr ich mit der Straßenbahn zur Schule. Das langweilte mich so sehr, dass ich jeden Tag auf dem Schulweg las, in der Straßenbahn und auch auf dem Weg nach Hause, beim Gehen.
Auch im Urlaub auf Bornholm las ich lieber in einem Buch, als die Aussicht zu bewundern.
Früher, in der guten, alten Zeit konnte man auf Reisen, besonders längeren Schiffsreisen, ganze Säcke voller Bücher mit sich führen, wie das William Somerset Maugham, Schriftsteller und Reisender, in seinem Essay: „Der Büchersack“, so eindrucksvoll beschrieben hat. Heute ist das nicht möglich, vor allem nicht bei Flugreisen.
Also habe ich mir vor meiner ersten Reise in die Mongolei im Jahr 2016 ein Lesegerät zugelegt, einen modernen, weil digitalen Büchersack. Einen Monat lang soll der Akku reichen, fand ich im Internet. Als der Akku meines E-Readers schon nach knapp zwei Wochen leer gelaufen war, glaubte ich, er sei kaputt.
Ich schaute noch einmal auf die Webseite und las, dass der Akku nur dann einen Monat vorhält, wenn man 30 Minuten am Tag liest. Wie bitte? Wozu braucht eine Nicht-Leserin ein Lesegerät? Bei 30 Minuten Lesezeit am Tag bekomme ich schon Entzugserscheinungen.
Ich habe im Rahmen der Übungen des Buches: „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron versucht, eine Woche lang nicht zu lesen. Gut, ein Buch habe ich nicht gelesen und doch fiel mein Blick auf alles, was Buchstaben hatte: das Fernsehprogramm, eine Verpackungaufschrift, eine Kochanleitung… Es war soooo furchtbar! Es war eine der größten Herausforderungen, denen ich mich je gestellt habe! Die Reise in die Mongolei, die viele meiner Freundinnen als großes Abenteuer angesehen haben, war dagegen ein Kinderspiel. Ich hatte ja schließlich etwas zu lesen dabei…

„Du bist, was du erzählst!“ Das ist meine Philosophie. Dazu gehören die Märchen und Geschichten, die du als Kind gehört und geliebt hast. Das sind auch die Geschichten über dich selbst, die Welt und das Leben. Mit meinen Märchen, Workshops und Blogartikeln will ich Frauen ermutigen, sich selbst zu ermächtigen und einen kritischen Blick auf die Narrative unserer Gesellschaft zu entwickeln. Wenn ich nicht gerade blogge oder Märchen erzähle, sitze ich mit einem Buch und meinen Katzen auf dem Sofa.
Liebe Bettinhen so schön von dir zu hoeren.Gruesse dich ganz herzlich aus der Mongolei.