Erzählerin im Deel, dem mongolischen Mantelkleid

Mongolische Märchen im traditionellen mongolischen Deel neben dem Märchentisch mit mongolischem Gebäck

Ich habe mir 2023 sehr gewünscht, 2024 gut geplant und strukturiert zu beginnen. Aber es sollte ganz anders kommen: Mein Jahr begann mit vier Märchenstunden, für die ich die Märchen reanimieren musste, mein Kind, der Verein, brauchte meine Aufmerksamkeit und ich ließ mich einmal mehr von Fortbildungsangeboten verführen.

Meine Märchenstunden

Mein märchenhaftes Jahr begann am Montag, den 15. Januar. Ich habe das Jahr von „Volksmärchen und Sagen zum Gespräch – online“ mit dem Märchen der Inuit „Die Reise um die Erde“ eröffnet. Das Märchen erzählt von zwei Männern, die herausfinden wollen, ob die Erde tatsächlich eine Kugel ist. Also fahren sie mit ihren Schlitten in die entgegengesetzte Richtung los, um es herauszufinden. „Denn, wenn die Erde eine Kugel ist, treffen wir uns auf der anderen Seite wieder“, glauben sie. Sie machen sich also mit ihren Frauen auf ihren Schlitten auf den Weg und fahren los. Und tatsächlich, nach Jahrzehnten, inzwischen alt und grau geworden, treffen sie sich wieder, die alten Freunde. Sie sind einander und ihrem Vorhaben treu geblieben.

Am Tag darauf habe ich zusammen mit meiner Kollegin Heide Werner bei und mit Reingard Fuchs am Ofenteuer im blauen Deel Märchen aus der Mongolei erzählt, das Zugvogellied (Аяны шувууд) auf mongolisch gesungen und den Zuhörenden ihre Fragen über die Mongolei beantwortet. Heide Werner hatte Milchtee gekocht und ihn in eine große, chinesische Thermoskanne gegossen, wie sie überall in der Mongolei verwendet wird. Obwohl die Mongolei inzwischen in den deutschen Medien viel präsenter ist als noch vor ein paar Jahren, ist sie vielen Menschen noch relativ fremd. Ich war zweimal dort und habe die mongolische Gastfreundshcaft sehr genossen.

Am Donnerstag habe ich beim Märchenzirkel unter dem Thema „Regenbogen“ das Märchen „Verbranntes Gesicht“, das von Algonkin sprechenden First Nations überliefert wird, erzählt. Dieses Mal fand der Märchenzirkel wegen der Unwetterwarnung (Glatteis) online als Videomeeting statt.

Im Märchen zirkel ist es genauso wie auch sonst im Leben: Es gibt Leute, dazu gehöre auch ich, die finden die Möglichkeit sich online zu treffen zu können, richtig gut: Keine langen Autofahrten (ich lebe auf dem Land und mit dem ÖPNV käme ich nicht weit), keine umständliche Parkplatzsuche: das spart Zeit, Geld und Nerven und schont die Umwelt. Ich kann es mir zu Hause vor dem Bildschirm mit einem Getränk gemütlich machen.

Aber es gibt auch die anderen, die sagen: Ein Präsenztreffen ist viel spannender! Gerade wenn ich zu einem Märchenabend gehe, gefällt es mir, in einem ganz anderen Raum zu sein. Außerdem fehlt mir online der persönliche Kontakt.

Ganz am Ende des Monats habe ich zusammen mit meinen Kolleginnen Reingard Fuchs und Zorica Otto unsere  älteste Zuhörerin Anne Geyer besucht, weil sie nicht mehr zu uns kommen kann. Wir haben Märchen vom Schnee und vom gebenden Baum erzählt. Sie hat aus ihrem Leben erzählt und uns gar köstlich mit Gebäck und Bratäpfeln bewirtet. Trotz ihrer 92 Jahre hat sie ihre eigene Manufaktur, die Schneckla-Manufaktur mit handgearbeiteten Merino-Strickwaren. Es war ein sehr schöner und insprierender Nachmittag!

Heide Werner im Deel mit chinesischer Thermoskanne

Heide Werner im prächtigen, bestickten Deel bietet mongolischen, gesalzenen Milchtee an

Ich habe keine Kinder, ich engagiere mich in einem Verein!

Viele erfolgreiche Frauen, denen ich folge, haben Kinder. Alle sagen unisono: „Seit ich Kinder habe, habe ich gelernt, fokussiert zu arbeiten.“ Katrin Hill fügte in ihrem Weihnachtsspecial noch hinzu: „Schaff dir Kinder an, dann lernst du’s auch!“ Abgesehen davon, dass es für mich mit knapp 63 Jahren ein wenig spät wäre, mir Kinder anzuschaffen – um fokussiert arbeiten zu lernen, brauche ich keine Kinder, dafür habe ich einen Verein.

Schon seit 10 Jahren nehme ich mir gerne raunachtsfrei (24.12. – 6.01.), um das vergangene Jahr zu reflektieren und das neue zu planen.

Das lief letztes Jahr ein wenig anders, weil ich fast bis zum letzten Tag des Jahres daran gearbeitet habe, dass das Weibertreffen der Turner-Syndrom-Vereinigung in Mainz im März stattfinden konnte. Zur Zeit gibt es im Verein viele Mädchen, die zu jung für das Weibertreffen sind. Von den Mädchen im passenden Alter haben nicht alle Zeit für und Lust auf das Weibertreffen und wieder andere brauchen eine gefühlte Ewigkeit, bis sie sich endlich angemeldet haben! Der Anmeldeschluss für dieses Treffen war am 28.12.! Am 30.12. war klar, dass das Weibertreffen statt finden kann und nicht wegen zu wenigen Teilnehmerinnen abgesagt werden muss! Das war sehr aufregend für mich und so war es nichts mit Erholung und Reflexion zwischen den Weihnachten und Silvester.

Eine Woche bevor ich die Dateien für die Einladung zum Jahrestreffen an die Geschäftsstelle versenden wollte, habe ich eher zufällig erfahren, dass wir noch gar keine medizinischen Referent*innen haben! Die beiden Frauen, die dafür zuständig waren, hatten mich über diese Einzelheit nicht informiert. Nun erlebte ich hautnah mit, wie schwer es ist, medizinische Referent*innen zu bekommen. Nach zwei Wochen hatten wir es geschafft, juhu!

Mir blieb die erste Januarwoche, um runterzukommen, zu entspannen und zu reflektieren. Ich habe es sehr bedauert, dass ich mir nicht mehr Zeit dafür nehmen konnte. ich habe schon zum zweiten Mal am Raunachtsjournaling von Bianca Fritz teilgenommen, denn mir haben ihre Fragen schon 2022 sehr gut gefallen, weil sie eine ausgezeichnete Reflexionshilfe sind und mich inspirieren.

Besonders gut gefallen hat mir die Frage: „Wofür bist du dankbar?“ 2023 hat mich sehr aufgewühlt. Der Krieg im Gaza-Streifen beschhäftigt mich sehr, auch die Folgen für unsere Gesellschaft. Ich bin sehr traurig, dass ich mein Programm „Die Kraft der Gemeinschaft – Märchen aus dem jüdischen, christlichen und islamischen Kulturkreis“ zur Zeit nicht anbieten kann, aber ich weiß, dass ich ein Glückskind bin, weil ich im Frieden leben darf. Dafür bin ich dankbar.

Arbeit und Vergnügen bei der Vorbereitung des Jahrestreffens

Fortbildung

Ich habe an den „12 Days of Masterclasses“ von Sigrun teilgenommen, weil ich hin und wieder damit liebäugle Onlinekurse zu geben.
Das Wichtigste für mich war: Bau dir deinen Tagesablauf so, wie er zu dir passt. Du musst nicht dem 5-AM-Club (Fünf-Uhr-Morgen-Club) beitreten und eine bestimmte Morgenroutine einhalten, um effizient und erfolgreich zu sein. So früh aufstehen wäre für mich der helle Wahnsinn, denn ich bin ein Spättyp (laut Chronotypologie) und stehe gewöhnlich nicht vor 8 Uhr auf. Wenn ich mir den Tag gut einteile, habe ich zwischen 18 und 20 Uhr noch einmal einen richtigen Energieschub.

Ich habe mich der Storybooster-Challenge von Katrin Hill gestellt. Ich habe mir alle Videos angeschaut, muss die Aufgaben aber nacharbeiten. Mir fällt es total schwer, jeden Tag (oder auch nur einmal in der Woche) einige Selfies zu produzieren, um sie zu Stories auf Instagram zu verarbeiten, weil ich mir dann so unerträglich eitel vorkomme. Vielleicht geht es auch ein wenig anders.

Ich habe 2021 bei den Pioneers of Change an dem Kurs „Hosting für Kulturwandel“ teilgenommen und gehöre nun zu den Hosting-Alumni. In diesem Zusammenhang habe ich an dem Meeting „Mein regeneratives Arbeitsjahr – Hosting-Regeneration“ teilgenommen. Mein Jahresmotto für 2024 ist „Mehr Zeit für mich oder weniger vornehmen – mehr umsetzen“. Deshalb suche ich nach Möglichkeiten, in Balance zu bleiben. Der in der Einladung beschriebene Prozess schien eine gute Möglichkeit zu sein, mein Arbeitsjahr von Anfang an gelassener und fokussierter zu planen. Bei diesem Call ging es um die Frage:

„Wie können wir Arbeitsprozesse zugleich effektiv UND freudvoll und nährend – kurz: regenerativ – gestalten? Bei diesem Call lernst du anhand eines frisch gebackenen Handbuchs regenerative Prinzipien und Praktiken kennen und du hast die Gelegenheit, dich auf 2024 auszurichten und dich gezielt zu fragen: „Was kann ich jetzt schon tun, damit es ein regeneratives Arbeitsjahr wird?„“ (Auszug aus der Webseite der Pioneers of Change)

Es war ein interessanter und inspirierender Abend in dem wir durch die 6 Phasen: Innehalten – Lauschen – Expansion – Wendepunkt – Kultivieren – Integrieren und feiern gegangen sind. Diesen Prozess will ich weiter erforschen, um herauszufinden, wie ich voran kommen kann, ohne mich zu überfordern.

Erzählerin beim Meeting vor blauem Vorhang

Gemütlich auf dem Bürostuhl am Schreibtisch

Ausblick auf Februar

Ich freue mich schon auf „Schalten und Walten“, ein Abend bei „Märchen im Turm“ am 29. Februar. Am Schalttag werden wir Märchen erzählen in dem die Märchenheldinnen und -helden ungewöhnliche Entscheidungen treffen.