… wie die Brüder Grimm zu ihren Märchen gekommen sind?
Es waren einmal zwei Brüder, die Wilhelm und Jacob Grimm hießen. Die zogen jahrein jahraus durch das Land. Sie suchten nach alten Mütterchen und einfachen Bauersleuten, die ihnen ihre Märchen erzählen sollten. Sie hörten ihnen gut zu und schrieben alle Märchen auf. Als sie nach langen Jahren viele Märchen gesammelt hatten, machten sie ein Buch daraus. Das waren so schöne Märchen, dass jedermann sie gerne lesen wollte…
So oder so ähnlich hatte ich mir das immer vorgestellt. Die Realität aber sah ganz anders aus.
Die Quellen der Brüder Grimm
Damals, zu Beginn des 19. Jhds., studierten Wilhelm und Jacob Rechtswissenschaften in Kassel und suchten im Auftrag von Clemens Brentano in der Bibliothek nach Märchen, die dieser bearbeiten und zusammen mit Volksliedern veröffentlichen wollte.
Dieses Projekt hat sich dann zerschlagen. Clemens Brentano veröffentlichte zusammen mit Achim von Arnim die Liedsammlung Des Knaben Wunderhorn.
Für die Brüder Grimm war dieser Auftrag eine Initialzündung. Sie kopierten die Märchen, die sie Clemens Brentano auftragsgemäß zusandten (sie wurden von diesem weder veröffentlicht noch zurückgegeben) und fingen an, selbst Märchen zu sammeln, um sie als Märchenschatz des Deutschen Volkes herauszugeben.
Ganz wichtig waren die Frauen aus den Familien Wild und Hassenpflug, die den Brüdern Grimm viele Märchen erzählten, die später in die Kinder- und Hausmärchen aufgenommen wurden. Beide Familien haben hugenottische, also französische Wurzeln. Alle diese Frauen waren jung und gut gebildet und damit weit entfernt von dem Bild der einfachen, alten und ungebildeten Frau aus dem Volk. Die Brüder Grimm suchten diese Frauen auch nicht auf, sondern die Frauen wurden zu ihnen geschickt.
Wie konnte es zu der Kluft zwischen Vorstellung und Realität kommen?
Die Brüder Grimm hatten eine Idealvorstellung von den Märchen, die sie als deutsche Märchen sammeln und herausgeben wollten und natürlich auch von der Märchenerzählerin. Deshalb haben sie ihre Quellen ein wenig verschleiert, um dieser Vorstellung gerecht zu werden. Sogar die Grimm-Forschung wurde jahrelang getäuscht.
Kurz gesagt: Nein, wusste ich nicht.
Das ist eine Interessante Hintergrundinformation über die Grimm-Brüder.
Für mich waren die Grimms immer eine Art „erste Germanisten“, die emsig reisten und auch Bücher studierten, um weitere Geschichten und Märchen zu finden. Dass sie sich die Märchen quasi anliefern oder erzählen ließen, sie sogar kopierten, wusste ich nicht. Ich nehme mal an, das wohlhabende Bürgertum war damals eben so bequem.
Märchen firmieren ja für Deutsche unter „Märchen der Gebrüder Grimm“, dabei sind das eben nur „Grimms gesammelte Märchen anderer Erzähler:innen“.
Lilo, ganz so einfach ist es nicht. Die Brüder Grimm haben auch aus anderen Texten Märchen gemacht wie, zum Beispiel bei dem Märchen „Das Eselein“; das, laut Jacob Grimm als Grundlage „ein lateinisches Gedicht in elegischem Silbenmaß“ hatte.
Die eigentliche Leistung der Brüder Grimm ist, dass sie die Märchen in eine Sammlung gebracht und durch ihr Beispiel viele andere Autor*innen Märchen sammeln und veröffentlichen konnten. So sind viele, schöne Märchen aus aller Welt erhalten geblieben.
> Die Brüder Grimm haben auch aus anderen Texten Märchen gemacht wie, zum Beispiel bei dem Märchen „Das Eselein“; das, laut Jacob Grimm als Grundlage „ein lateinisches Gedicht in elegischem Silbenmaß“ hatte.
So sind die Grimms also auch die ersten Copy&Paste- oder gar Plagia-Autoren.
Lilo, vielleicht ist das ein bisschen hart ausgedrückt, denn immerhin konnten nicht alle Menschen Lateinisch sprechen. Sogar heute werden Übersetzungen als eigenständiges Werk angesehen.
Danke für deinen Einwurf.
So hatte ich das noch nicht gesehen, dass die Grimms bestimmte Texte übersetzt haben und dadurch Menschen zugänglich machten.
Und so eine Sammlung von Märchen und Geschichten hilft ja auch, dass diese kulturell nicht verschwinden oder gar verboten oder vernichtet werden könnten.
Liebe Bettina sehr gut,ist Interessant
Auch die MärchenerzählerInen sind irgendwie Copyre und doch selbständige erzähle den jeder ist in seine Darbietung anders und verändert den Text,bewußt oder unbewusst.
Danke Zorica
Liebe Zorica,
ich danke dir für deinen Kommentar!
Das sehe ich auch so, dass jede Erzählerin und jeder Erzähler ein Märchen für sich adaptiert, oder anders gesagt, so erzählt, dass es in ihren oder seinen Mund hinein passt.
Liebe Bettina
Ja, ich „wusste“ es, aber mehr noch fand ich es wichtig, dass sie es sammelten, denn in meiner Ausgabe aus den 1960igern steht, dass die Märchen “ zur Formung der Kinderseele“ gedacht sei. Dazu meine wahre Geschichte: Meine Mutter gab mir irgendwann als ich nicht mehr Zuhause lebte, das Märchenbuch. Ich schaute hinein und entdeckte meine Bleistiftmarkierungen in der Inhaltsangabe. Es waren senkrechte, waagerechte, schräge Striche, Kreise und eines hatte keine Markierung. Zunächst war es mir ein Rätsel was ich da markiert hatte. Aber dann wusste ich es wieder: Es sollte mir helfen zu erinnern, welches Märchen ich “ verstanden“ hatte. Das was keine Markierung aufwies, dem Märchen widmete ich mich sofort. Es war das Märchen:“ die Geschenke des kleinen Volkes“. Liebe Grüße und danke für deine wunderbare Arbeit.
Liebe Antje,
ich danke dir, dass du mir deine Geschichte erzählt und sie hier geteilt hast.
Liebe Grüße und vielen Dank für deinen Kommentar.
Liebe Bettinhen
es ist so schön wieder
so sehen mein Fenster…
Danke meine 😍 liebe.