,„Ihr großen Geister der Sonne, des Regens und des Windes,

unser Land stirbt, unser Volk stirbt,

sagt uns, womit wir euch erzürnt haben,

sagt uns, was wir tun sollen, um euch wieder zu versöhnen.

Ihr großen Geister der Sonne, des Regens und des Windes,

kommt zurück und rettet euer Volk!“

Prärie im Abendlicht

Das Mädchen Sie-die-allein-ist ist eine Comanche, die mit ihrem Volk auf den Great Plaines lebt. Zwei Sommer lang hatte es nicht mehr geregnet. Der Winter war lang, kalt und hart. Er brachte Hunger, Krankheit und Tod. Sie-die-allein-ist hatte ihre Eltern und Großeltern verloren und deshalb diesen Namen bekommen.

Vor drei Tagen ist der Medizinmann auf den heiligen Beg gestiegen, um dort die Geister zu fragen, warum sie ihnen zürnten und seit drei Tagen singen und tanzen die Krieger und das Volk sitzt am Feuer und wartet und wacht.

Auf dem Schoß des Mädchens liegt ihre Puppe, ein kleiner Krieger mit leuchtend blauem Federschmuck. Ihre Mutter hatte die Puppe aus feinem, weichen Leder genäht. Mit dem Saft wilder Beeren hatte sie ihr das Gesicht bemalt. Die Kleider sind aus weichem Hirschleder gemacht. Ihr Vater hatte den Vogel Tschai-tschai-tschai, den Eichelhäher, nach Hause gebracht und aus seinen blauen Federn den Kopfschmuck gemacht. Wenn Sie-die-allein-ist ihre Puppe betrachtet, sieht sie ihre Mutter vor sich, wie sie da sitzt und näht und ihren Vater, der mit Pfeil und Bogen auf die Jagd zieht und den Vogel mit den blauen Federn mit nach Hause bringt.

Deshalb liebt Sie-die-allein-ist ihre Puppe über alles und wird nie ohne sie gesehen.

Bei seiner Rückkehr bringt der Medizinmann den Wartenden eine eindeutige Botschaft: „Die Geister sind zornig über die Undankbarkeit der Menschen und fordern eine Gabe. Das Kostbarste und Wertvollste, das wir besitzen. müssen wir ihnen opfern. Geht in eure Tipis und überlegt, was das sein könnte.“

Alle Menschen im Lager betrachten ihre Besitztümer und alle finden einen Grund, weshalb sie ihr kostbarstes Gut nicht opfern müssen.

Nur eine weiß, was zu tun ist. Sie-die-allein-ist weiß, was das Kostbarste im ganzen Lager ist. Es ist ihre Puppe, ihr kleiner Krieger, der die Erinnerung an Vater und Mutter ist.

Deshalb macht sie sich auf den Weg zum heiligen Berg und opfert ihre Puppe: „Ihr großen Geister, nehmt meine Puppe! Sie ist das Schönste und Wertvollste, was es auf der Welt geben kann. Ich bitte euch: nehmt sie an und schenkt meinem Volk den lebenspendenden Regen!“

Sie legt ihre Puppe ins Feuer und sieht zu, wie sie ganz zu Asche verbrennt. Dann legt sie sich neben das Feuer und schläft ein. 

Die Geister nehmen ihr Opfer an und es beginnt zu regnen. Am anderen Morgen erwachen Sie-die-allein-ist und die Menschen im Lager vom Regen. Die Menschen im Lager machen sich auf den Weg zum heiligen Berg. Dort finden sie Sie-die-allein-ist ohne ihre Puppe und begreifen, was geschehen ist.

Überall dort, wo die Regentropfen die Erde berühren, springen kleine Blumen hervor. Sie sind geformt wie Federhauben und so leuchtend blau, wie die Federn des Vogels Tschai-tschai-tschai. Diese Blumen hatte zuvor noch kein Mensch gesehen.

Sie-die-allein-ist bekommt an diesem Tag einen neuen Namen. Sie heißt von nun an Sie-die-ihr-Volk-liebt.

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Das Märchen heißt: „Die Regenmacherin“. Seine Herkunft ist unbekannt. Ich habe den Text vom Märchenzentrum DornRosen.

 

Dieses Märchen begleitet mich schon seit über 20 Jahren. Immer wieder bewundere ich die Entschlossenheit, Hingabe und Opferbereitschaft des Mädchens. Im Gegensatz zu den Erwachsenen hat sie erkannt, worum es geht:

Es geht nicht um den objektiven Wert der Gabe, sondern um den Wert, den sie für die Person hat, die sie opfert. Jeder Gegenstand, der für seinen Besitzer oder seine Besitzerin den höchsten Wert besitzt, wäre eine angemessene Gabe für die Geister gewesen.

Im Zeichen des Klimatischen Wandels, was sind Du und ich bereit zu opfern, bzw. worauf wollen wir verzichten, um den Klimatischen Wandel aufzuhalten?