Graue Katze in weißem Karton

Die Katze hatte es sich in dem leeren Karton auf meinem Schreibtisch gemütlich gemacht und geschlafen. Nun ist sie aufgewacht und macht sich ausgehfein. Ausgeschlafen geht alles besser.

Auch mir geht es nicht anders. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich keine Matschbirne mehr, sondern bin voller Tatendrang. Die Handwerker, die eine Woche lang durch unsere Wohnung marschierten, sind am Freitag eine Stunde später gekommen, juhu! und ich konnte bis 8:15 Uhr schlafen.

Gerade, während ich diesen Artikel schreibe, hat mir die Google-App auf meinem Smartphone einen geradezu unsittlichen Antrag gemacht: „Sag Google: „Stell den Wecker auf 7 Uhr morgens!““ Ich glaube, es hackt! Ich bin eine Eule (in Franken auch Nachtgiecher genannt) und mit mir ist um diese Uhrzeit noch nichts anzufangen. 

 

„Morgenstund‘ hat Gold im Mund!“

Lange Zeit hat mich der Gedanke gequält, dass ich eine Langschläferin bin, dass Langschläfer*innen faul sind und dass nur Frühaufsteher*innen, besonders diejenigen, die um 5 Uhr oder noch früher aufstehen, erfolgreich sein können.

‚Aha‘, dachte ich mir. ‚Wenn ich erfolgreich sein will, muss ich einfach früher aufstehen!‘ Das habe ich ausprobiert und war jeden Tag müde. Es gelang mir einfach nicht, meinen Rhythmus so umzustellen, dass ich vor 7:30 Uhr hätte aufstehen können, um mit Schwung und Energie in den Tag zu starten. 8 Uhr ist eine gute Zeit für mich.

Es hilft mir nichts, wenn ich früh aufstehe und noch müde bin. Dann habe ich den ganzen Tag eine Matschbirne, kann nicht denken und bin zu nichts zu gebrauchen. Vor 9 Uhr ist nicht meine Zeit. Da mache ich nur einmal in der Woche eine Ausnahme, nämlich beim Reflexionstreffen von „Ich hoch 3“ mit Meike Hohenwarter. Das ist mir sehr wichtig, denn ohne Reflexion gibt es keinen Fortschritt. Ausgerechnet am Montag stämpert (fränkisch für jagt) sie mich um 7 Uhr aus dem Bett!

Jahrelang wurde kolportiert, dass es, wenn man erfolgreich sein und im Leben etwas erreichen will, nur eine Art gibt, seinen Tagesablauf zu organisieren, nämlich als Frühaufsteher*in und hat so das Frühaufstehen mit Arbeitsbereitschaft und Effizienz verwechselt. Heute weiß man, dass es verschiedene Chronotypen gibt. Dieser Begriff kommt aus der Chronobiologie, die den Einfluss biologischer Rhythmen auf Organismen, also auch Menschen, untersucht.

Dabei werden Menschen aus nahe liegenden Gründen entweder als Lerchen oder Eulen bezeichnet.

Die Wissenschaft hat also durch eine lange Reihe komplizierter und komplexer Experimente herausgefunden, was im Alltag längst ersichtlich ist: Es gibt Leute, die früh ins Bett gehen und früh aufstehen und wieder andere, die berühmt-berüchtigten Nachtgiecher, zu denen auch ich gehöre, die um 19 Uhr noch mal richtig wach werden, problemlos bis Mitternacht durchhalten und dafür später aufstehen. Und dann gibt es viele Leute, die liegen irgendwo dazwischen und das ist auch gut, denn in unserer komplexen Gesellschaft brauchen wir alle Schlaftypen.

Stell dir nur einmal vor:

Du kannst erst um 15 Uhr zum Doktor gehen, weil der ein Nachtgiecher ist oder du gehst zu einem Märchenabend und die Märchenerzählerin kann kaum die Augen offen halten, weil sie eine geborene Frühaufsteherin und so müde ist, dass sie lieber ins Bett ginge.

So ein Siebenschläfer!

Auch meine Schlafdauer, nämlich 7 – 8 Stunden kam mir viel zu lang vor, denn ich kannte viele Leute, die geradezu damit prahlten, wie kurz sie schlafen würden: „Ich schlafe keine Nacht länger als 4 Stunden! Ich will doch nicht mein halbes Leben verschlafen!“ Und – natürlich – stehen sie spätestens um 5 Uhr auf!

Die Wissenschaft hat inzwischen festgestellt, dass es ungesund ist, regel- oder gewohnheitsmäßig unter 7 Stunden pro Nacht zu schlafen.

Mir gefällt der Spruch: „Wer unter 7 Stunden pro Nacht schläft, blinzelt nur.“

Auf der Webseite Schlafkampagne findest du viele Informationen zum Thema Schlaf, unter anderem auch diese:

Wer nicht genug schläft, schadet sogar seiner Gesundheit und baut im Alter schneller ab. Da nützt es auch nichts, wenn man sich viel bewegt!

Der berühmte Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), der jeden Tag 10 Stunden schlief, hat eines seiner Gedichte mit folgenden Anfangszeilen dem Schlaf gewidmet:

„Schlafe! was willst du mehr? Schlafe! Senke Deine Wimpern ineinander, lasse dich umweben so leise wie mit Sommerfäden auf der Wiese. Umweben lasse Dich mit Zauberfäden, die Dich ins Traumland bannen, schlafe! ….“

Wenn das kein gutes Vorbild ist…