Vor Weihnachten wäre ich manchmal gerne ein Kind, das sich ungehemmt auf Weihnachten freut, auf die Kerzen, den Geruch nach Weihnachtsbaum, Plätzchen und leckerem Essen, auf schöne Geschenke und entspannte Feiertage.

Heute bin ich selbst zuständig für die Wohlgerüche, das leckere Essen, die schönen Geschenke und entspannte Feiertage. Das ist manchmal nicht so einfach.

Gerade in der Vorweihnachtszeit erzähle ich deshalb gerne kurze Märchen mit einer einfachen Botschaft. Märchen, die meinem inneren Kind gut tun. Eines davon ist „Frosch und Maus und der Schatz im See“.

Am Liebsten erzähle ich das Märchen zusammen mit den Kindern, die mit Hilfe von Instrumenten die Geschichte miterleben und gestalten. Das nächste Mal werde ich es am 17.12.2023 beim Advent-ure, dem Schloßweihnachtsmarkt der Schloßschänke Eysölden erzählen.

Frosch und Maus und der Schatz im See

 

Himmel mit Sternen

In einem kleinen Haus am Ufer eines Waldsees lebten einmal eine Maus und ein Frosch friedlich miteinander. Eines Abends ging der Frosch durch den Wald nach Hause. Langsam ging die Sonne unter und verschwand hinter den Bäumen. Es wurde dunkel. Der Wind rauschte durch die Bäume. Ein Stern nach dem anderen erschien am Himmel und auch der Mond ging auf. Endlich kam der Frosch nach Hause. Er trat an das Ufer des Sees und sah hinein. Und was sah er da? Einen großen Schatz. Eilig rief er die Maus herbei: „Maus, Maus komm schnell her! Da ist ein Schatz im See!” Da lief die Maus herbei und rief: „Wie es funkelt und glitzert! Das ist ein Schatz wie für einen König! Den wollen wir die Nacht über bewachen, damit ihn niemand stiehlt!”

„Ja“, antwortete der Frosch, „So machen wir es. Jeder von uns soll die Hälfte der Nacht wa­chen!“ – „Du wachst bis Mitternacht und ich wache bis Sonnenaufgang!“, sagte die Maus.

Der Frosch wachte also die halbe Nacht hindurch und betrachtete voller Freude den Schatz im See. Dann weckte er die Maus auf und nun wachte die am Ufer des Sees. Aber, was war denn das? Als der Morgen kam und die Sonne aufging, war der Schatz mit einem Mal ver­schwunden. Hatte die Maus nicht aufgepasst? Oder war sie am Ende doch eingeschlafen und der Schatz gestohlen worden?

Als der Frosch am anderen Morgen ans Ufer des Sees kam, sah er, dass der Schatz verschwunden war und schimpfte mit der Maus: „Du bist eingeschlafen! Und nun ist der Schatz gestohlen!” – „Nein, ich bin nicht eingeschlafen!”, antwortete die Maus voller Zorn.

„Bist du wohl!” – „Nein, bin ich nicht!”

„Doch!“ – „Nein!“

Und so ging das eine ganze Weile hin und her.

Auf einem Baum am See aber saß eine Eule, die den Tag verschlafen wollte und nun keine Ruhe mehr finden konnte. Endlich hatte sie genug und sie flog zu Maus und Frosch: „Was macht ihr hier für einen Lärm, dass ehrbare Leute keine Ruhe finden können?”

Da erzählten die beiden ihr alles: „Kannst du uns nicht helfen, den Schatz wieder zu fin­den?” – „Hmm, hier ist mein Rat: Legt euch hin und schlaft euch richtig aus. Und wenn ihr dann am Abend aufsteht und in den See hineinschaut, ist der Schatz vielleicht wieder da.”

So sprach die weise Eule und flog zurück auf ihren Baum. Und dann war tatsächlich Ruhe am Waldsee, denn Frosch und Maus befolgten den Rat der Eule, gingen in ihr Haus und legten sich zu Bett. Ob sie wirklich geschlafen haben, das weiß ich nicht.

Endlich ging die Sonne unter. Nach und nach erschienen die Sterne am Himmel und der Mond ging auf. Da gingen Frosch und Maus hinunter an das Ufer des Waldsees und sahen beide hinein.

Und stell dir vor: Der Schatz war wieder da! – Weist du nun, was das für ein Schatz im See war?

Dieses Märchen habe ich der Märchenerzählerin Christel Jäckel abgelauscht und mir passgenau in den Mund gelegt.