In der Mongolei erzählt man sich nicht nur das Märchen vom Kamel, sondern noch viele andere Märchen und Geschichten, denn für die Nomad*innen, die in der Wüste Gobi leben, sind ihre Tiere, also auch die Kamele, ihr Kapital.
In der Mongolei werden vor allem die Gutmütigkeit und die Sanftmut sowie die Hingabe der Kamelstuten gegenüber ihren Fohlen gelobt. Viele Menschen, nicht nur Mongolei-Fans wie ich, kennen inzwischen den Dokumentarfilm „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ der aus der Mongolei stammenden Regisseurin Byambasuren Davaa, die die Geschichte eines weißen Kamelfohlens erzählt, das von seiner Mutter verstoßen wurde. Zwei Jungen aus der Nomadenfamilie, der das Kamel gehört, machen sich auf den Weg zur nächst gelegenen Schule, wo ein Lehrer unterrichtet, der die Pferdekopfgeige spielt, denn für das Hoos-Ritual wird ein Musiker gebraucht.

In diesem „Überredungsritual“ spielt der erste Musiker die Pferdekopfgeige und der zweite singt Hoos, Hoos, Hoos, so lange, bis die Musik das verhärtete Herz der Kamelstute berührt, so dass sie weint und nun bereit ist, ihr Fohlen anzunehmen und zu säugen. In diesem Fall dauerte es einen ganzen Tag. Dieses Ritual wurde (zumindest 2003, als der Film gedreht wurde) immer noch praktiziert und gehörte zum Alltag der Nomaden.

Der Dokumentarfilm „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ ist einer meiner meist geliebten. Das ist ein sehr berührender Film (die DVD ist auch immer noch zu bekommen, für all diejenigen, die den Film noch nicht sagen).
Und ich mag zudem auch Kamele und die Musik der Morin Chur (Pferdekopfgeige) samt Khoomei (Obertongesang der Tuviner:innen und Mongol:innen).
Ich liebe den Film „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ auch sehr! Es war so ein wunderbares Erlebnis dort, in der Wüste Gobi zu sein, die Schule von außen zu fotografieren und an den Film zu denken.